Regenbogenfahe - Gaypride Wenn man Salsaveranstaltungen mal von außen beobachtet, sei es als Besucher, DJ oder auch Veranstalter, so macht man sich sicher auch hin und wieder Gedanken über die Szene, die Besucher und auch deren Freunde, die dort hinkommen. Ich mache mir als Veranstalter immer mal wieder solche Gedanken und freue mich über unsere bunt gemischte Salsaszene. Einen Teil der Gedanken habe ich mal hier festgehalten, ohne irgendetwas werten zu wollen.

Vielmehr freut mich diese Vielfalt und ich denke, dass es nicht nur in unserer Szene so ist, sondern dass man sagen kann, dass Salsa weltweit auch für Toleranz und Vielfalt steht.


Während die deutschen Städte immer internationaler werden und immer mehr Menschen zu uns kommen, um hier zu arbeiten, Flüchtlinge oder auch nur als Touristen unterwegs sind, so merkt man natürlich auch in der Salsaszene, wie international alles ist aber auch schon immer war!
Außerhalb unserer Salsaszene werden momentan zum Teil recht heiße politische Debatten geführt. Die Gesellschaften Europas scheinen sich stärker zu spalten, Populisten machen Stimmung und nicht wenige Menschen sind verunsichert.

Im Grunde bemerkt man seit den Attentaten vom 11. September 2001 politisch in vielen Ländern eine starke Rückbesinnung ins Konservative und politisch eher Rechte. Dazu kommen neue populistische Strömungen und neue Parteien greifen dieses auf und bringen Themen wie Ausländerhass, Homophobie, Wissenschaftsangst, Angst vor Europa und vieles mehr wieder auf die politische Agenda, von dem ich eigentlich dachte, dass diese Themen eigentlich seit 50 Jahren erledigt waren.
Angst vor allem Neuen und Fremden ist wieder offener zu spüren als noch vor wenigen Jahren und mach einer macht seine Meinung lautstark kund.


Ohne nun weiter nun auf die rechte und populistische Politik vieler bekannter Parteien, Präsidenten und Gruppierungen einzugehen, möchte ich als Gegenpunkt mal zusammenfassen, wie menschlich und vielfältig unsere Salsaszenen sind und schon immer waren. Dabei möchte ich regionale Unstimmigkeiten, wie zum Beispiel zwischen Cubanischer Salsa und Liniensalsa außen vor lassen, da dies uns letztlich eher verbindet, als spaltet.

 

Vielfalt auf Latin-Partys

Auch wenn es sicherlich in Europa viele regionale Unterschiede gibt, so denke ich dennoch, dass man (mal mehr oder weniger) überall folgendes beobachten kann:

  • Vielfalt der Nationen: Wenn ich auf unseren Partys mal schaue und die Nationalitäten zähle, alleine von den Leuten, die ich kenne, so komme ich pro Party im Schnitt auf locker 20 Nationalitäten. Vermutlich sind es in größeren Städten noch viel mehr. Wenn man genauer hinschaut und mal nachfragt, so wird man manches Mal überrascht sein, auf wie viele Nationalitäten und Sprachen man so stößt.
    Gerade bei den Sprachen gibt es noch einen weiteren schönen Nebeneffekt: Viele Tänzer beginnen nach einiger Zeit sich mit dem Spanischen und der lateinamerikanischen Kultur auseinanderzusetzen.

  • Soziale Vielfalt: Auch vom sozialen Hintergrund her findet man auf Salsapartys eine gute Mischung. Von Langzeitarbeitslosen bis hin zu Hoteliers, Richtern und Universitätsproffessoren, bin ich auf unseren Partys schon vielem begegnet. Selbst bei den Autos vor der Tür kann man das nachvollziehen :)

  • Sexuelle Vielfalt: (K)ein anderes Thema ist die LGBTQ-Community. Homosexuelle, Transexuelle, Genderfluid usw. sind fester Teil jeder Gesellschaftsform, je nach Land und Bildung mal akzeptierter und mal weniger und somit auch ein fester Teil jeder Salsaszene. Vielleicht in Osteuropa etwas weniger offensichtlich und sichtbar, aber dennoch vorhanden. In Spanien, Italien und in Nordeuropa stört sich nach meiner Wahrnehmung auch (zum Glück) niemand daran. Männer tanzen mit Männern, Frauen gern mit Frauen (was auch manchmal am Männermangel liegt) und alle sind willkommen.
    Einige der bekanntesten Salsalehrer und Salsalehrerinnen sind offen homosexuell und die jeweiligen Szenen bunt gemischt.

  • Jung bis alt: Während in Deutschland die Tanzszene meist erst ab ca. 30 Jahren beginnt, kenne ich es auch anderen Ländern auch anders. In Spanien findet man zum Beispiel auf Salsapartys auch viele Teenager und junge Erwachsene, die oft sehr schnell lernen und viel Spaß an der körperlichen Bewegung haben. Sicher mögen sie manchmal etwas andere Musik, mehr Reggaeton, Trap oder mehr Timba, aber das ändert gar nichts – die Liebe zum Latintanz kennt kein Alter.
    Die älteste Tänzerin in unserer Stadt ist zumindest deutlich über 70 und seit Jahren mit großer Begeisterung dabei! :)
         
  • Dick bis dünn: Nach meiner Erfahrung ist es ein großes Vorurteil, dass übergewichtige Menschen nicht tanzen können. Aus persönlicher Erfahrung kann ich das Gegenteil deutlich bestätigen. Die Gran Combo hat sogar mal ein sehr nettes Stück, beinahe eine Liebeserklärung zum Thema gemacht.
         
  • Menschen mit Behinderung: Da braucht man nicht viele Worte drüber zu verlieren. Solange Tanzen möglich ist, ist die Szene auch Menschen mit Behinderungen zugänglich. Selbst Menschen im Rollstuhl oder auch Blinde habe ich schon auf Salsapartys getroffen.

  • Vielfalt der Stile: Von Cha Cha, Tango, Flamenco, Zouk, Rumba, brasillianischer Musik (selbst Capoeira), Popanimationen oder auch West Coast Swing - im Grunde ist jeder auf den Partys willkommen. Regional gibt es da große Unterschiede. Aber das macht eine Party wirklich auch besonders, wenn mal abseits des Mainstream etwas geboten wird.


Ich persönlich finde diese Vielfalt ganz schön, da Salsapartys eigentlich immer friedlich und harmonisch sind und die vielfältigen Unterschiede durch die gemeinsame Liebe zum Tanz und zur lateinamerikanischen Musik in den Hintergrund rücken und somit viele sonstige soziale und kulturelle Unterschiede kaum eine Rolle spielen.

Salsa und Latinmusic sind ja nicht unbedingt Teil des angelsächsischen Kulturerbes und keiner von uns (außer vielleicht den Kindern mit Eltern aus Südamerika) ist mit Salsa-Grundschritten groß geworden. Ich würde Salsa und Latinmusic auch definitiv nicht als Teil des deutschen Alltags oder einer Jugendkultur bezeichnen. Aber vielleicht genau deswegen, finde ich es faszinierend, dass die Salsaszene einen wirklich großen Teil unserer Gesellschaft repräsentiert und zwar ohne größere Vorurteile, Schranken oder Hindernisse, wie sie z.B. in der Berufswelt durchaus auftreten können.
Hoffen wir, dass das weiter in die Gesellschaft ausstrahlt und so nach und nach die Angst der Menschen vor Neuem nachlässt.

Und eines möchte ich noch aus meiner persönlichen Erfahrung anmerken: Ich war mindestens schon in 20-30 Städten außerhalb Deutschlands abends in Clubs tanzen. Immer habe ich sehr nette und auch neugierige Menschen kennengelernt und hatte nie den Eindruck außen vor zu stehen. Unser gemeinsames Hobby und unsere Leidenschaft verbindet uns, mehr als alle anderen Dinge uns trennen!

Que La Salsa nunca se acaba!

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